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1249. April 20. Meissen.

12. Kal. Maji.

Heinricus d. g. dux Polonie urkundet, Heinrich (dem Erlauchten) Markgrafen von Meissen zum Lohne eines Bündnisses mit demselben gegen seinen Bruder (Boleslaw) abtreten zu wollen, je nach dessen Wahl entweder Krossen, nämlich Stadt, Burg und Land, oder das ganze Land zwischen Queiss und Bober bis zu dem Walde zwischen Löwenberg und Naumburg a. Qu., welcher Wald sich bis zur böhmischen Grenze erstreckt, sowie ausserdem 150 Mark Goldes Meissener Gewichtes. Dafür soll der Markgraf jährlich einen Kriegszug in das Land Boleslaw's unternehmen auf des Herzogs Heinrich's Kosten und soll 60 Bewaffnete für Herzog Heinrich halten, so lange der Krieg dauert, in der Mark Lausitz oder in Zarowe (Sorau), und falls Boleslaw mehr als 200 Mann Hilfstruppen aus Deutschland erhielte, soll der Markgraf dem Herzoge ebensoviel zur Hilfe schicken und wenn weniger, soll er die Leute, die er an der Grenze Polens (d. h. Schlesiens) stehen hat, senden und endlich, wenn ein deutscher Fürst dem Boleslaw zu Hilfe kommen sollte, wird der Markgraf sich mit Herzog Heinrich vereinigen zu dessen Verteidigung. Ferner verspricht Heinrich dem Markgrafen das Schloss Scidelowe (Schiedlow) oder dafür 300 Mark. Si vero castrum Scidelowe per se optineret et per amiciciam ab Andrea, qui nunc idem possidet, haberet, tunc nos eidem Andree et suis servis restaurum in bonis nostris propriis in feodo 32 marcarum faciemus, quod feodum jam a dicto marehione jure obtinent feodali; - den 300 Mark unbeschadet. Der Markgraf wird auch nicht dulden, dass einer seiner Vasallen Boleslaw gegen Heinrich beistehe.

O. Z.


Aus dem Original im sächsischen Staats - Archive No. 471 bei Köhler c. d. Lus. super. Ausgabe II. Anhang 65. Worbs, inventar. dipl. Lus. infer. p. 78, auch aus dem Original. Ledebur, Archiv VII. 61, gleichfalls aus dem Original und nach Ledebur bei Riedel c. d. Brandenburg II. 6, 4, zuletzt in den schles. Lehnsurkunden I. 115. Die Abdrücke bei Ledebur und Worbs stimmen ganz überein, auch in dem Fehler Zeile 11 bei Worbs ut statt vel. Der Köhler'sche Abdruck ist ungleich fehlerhafter, Seite 65, Zeile 35: ejus statt etiam, Seite 66, Zeile 4: sequeremur statt sequernur, Zeile 11: Nuenburc statt Neuenburc, Zeile 16: ei statt sibi, Zeile 25: autem statt etiam, Zeile 31 und 39: venirent statt venerint, Seite 67, Zeile 3: ei statt sibi. Stenzel, Bisthums - Urkunden Einl. XXX. Anm. 4, bezweifelt die Echtheit der Urkunde ohne nähere Angabe von Gründen vermuthlich vornehmlich wegen des sonst unerhörten Titels ducis Polonie schlechthin, doch wäre es nicht unmöglich, dass die Urkunde zu Meissen in der Kanzlei Heinrichs des Erlauchten geschrieben wäre, wo dann eine so inkorrekte Fassung des Titels sich leichter erklären liesse. Jedenfalls geben Schrift und Siegel keinen Anhalt, an der Echt heit des Originals zu zweifeln, vielmehr muss ich nach genommener Einsicht von dem Originale in Dresden erklären, dass das Siegel unverdächtig und die Handschrift der Urkunde spätestens aus dem Ende des XIII. Jahrhunderts zu stammen scheint.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1884; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 1: Bis zum Jahre 1250. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.